Hengen über VAR: "Sonst müssen sie ihn abschaffen"

Der 1. FC Kaiserslautern ist bei Fortuna Düsseldorf nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Als Knackpunkt erwies sich das nicht gegebene zweite Tor der Pfälzer - dessen VAR-Prüfung viel Kritik auf sich zog.
Thomas Hengen hat die lange Prüfung des VAR in Düsseldorf kritisiert. picture alliance / kolbert-press/Martin Agüera
Emotional hatte Leon Robinson gejubelt, sein vermeintlich erstes Tor in der 2. Bundesliga gefeiert - es war ja auch ein besonders wichtiges. Sein FCK lag mit 1:0 in Führung, und gegen die strauchelnde Fortuna Düsseldorf schien nun alles klar zu sein. "Ich glaube, dann haben wir ein bisschen mehr Sicherheit und spielen das Ding wahrscheinlich auch zu Null runter", sagte Robinson, der verhinderte Torschütze, der so etwas wie der Mann der Stunde in Kaiserslautern ist. Zu Beginn der Englischen Woche stand er erstmals in dieser Saison in der Startelf - und das gleich auch gegen Fürth und in Düsseldorf.
Dass ihm die Krönung dieses persönlichen Aufschwungs verwehrt blieb, lag an Ivan Prtajins Hüfte. Der Stürmer hatte sich in der Entstehung bei einem Freistoß minimal im Abseits befunden, weshalb das Tor wohl richtigerweise nicht zählte - wenngleich die Abseitsstellung so hauchzart war, dass sie mit bloßem Auge kaum zu erkennen war. Und wohl auch für den VAR, der die strafbare Positionierung des Stürmers offenbar in detektivischer, minutenlanger Kleinstarbeit belegen musste.
Genau das sorgte nach dem Schlusspfiff auch für viel Frust beim FCK. Wie schon im Heimspiel gegen Nürnberg in der Nachspielzeit - und auch an diesem Wochenende in anderen Stadien - mussten die Mannschaften minutenlang warten, bis die offizielle Prüfung abgeschlossen und verkündet werden konnte. Die lange Überprüfung des FCN-Elfmeters hing wohl auch mit einem technischen Defekt zusammen, die Verzögerung in Düsseldorf wurde zunächst nicht aufgeklärt.
Dort dauerte es jedenfalls mehr als sechs Minuten, ehe Schiedsrichter Lars Erbst das Tor final zurücknehmen konnte. "Das war viel zu lange", ärgerte sich Thomas Hengen, Sport-Geschäftsführer des FCK. "Das darf so nicht sein, das hat nichts mehr mit Fußball zu tun. Das muss im 'Keller' viel schneller gehen, ansonsten müssen sie den VAR abschaffen." Wenn es drei solcher Szenen und Prüfungen in einem Spiel gebe, rechnete der 51-Jährige vor, bewege man sich samt Nachspielzeit bald bei der Länge einer dritten Halbzeit.
Thomas Hengen wies zwar darauf hin, dass die lange Pause für beide Mannschaften galt, wollte aber nicht ausschließen, dass sie dem FCK den Flow genommen hatte. Denn statt Doppelschlag - drei Minuten vor Leon Robinsons aberkanntem Treffer hatte Luca Sirch das 1:0 per Freistoß erzielt - konnte sich die Fortuna Düsseldorf sammeln. "Du hast so eine lange Pause, in der du stehst, ein bisschen kalt wirst. Das hat sich die Fortuna vielleicht auch ein bisschen zunutze gemacht, und wir haben ein bisschen nachgelassen", sagte Robinson. Daniel Hanslik unterstrich: "Das ist vielleicht ein bisschen der Bruch im Spiel."
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es die Pfälzer wie schon gegen Nürnberg und unter der Woche im Pokal in Fürth verpasst hatten, aus ihren hohen Ballgewinnen und Kontersituationen in der Schlussphase etwas herauszuholen. Am Ende war es dann auch nachlässiges Abwehrverhalten, weshalb in Düsseldorf wie schon gegen Nürnberg nur ein Punkt heraussprang. "Es war eine ordentliche Woche, muss man sagen. Wir haben ja auch unsere Problemchen gehabt mit den Ausfällen von Ji-soo Kim und Ivan Prtajin", sagte Thomas Hengen. "Wir sind seit ein paar Spielen ungeschlagen, haben 20 Punkte nach elf Spielen, was nicht so schlecht ist."
Der Fokus richtet sich nun auf das Heimspiel gegen Hertha BSC vor wahrscheinlich ausverkauftem Fritz-Walter-Stadion. "Die Ligaspiele waren jetzt vielleicht insgesamt ein bisschen ärgerlich, aber wir haben so viel Qualität", sagte Hanslik. "Wir müssen einfach darauf achten, dass der letzte Pass und die letzte Flanke präziser kommen, damit wir die Tore erzwingen. Dann bin ich optimistisch, dass wir beim nächsten Mal wieder dran sind."
kicker


